„Internationale Fachkräfte zu rekrutieren, muss nicht aufwendig sein“
Dr. Verena Andrei beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Gewinnung und Integration von ausländischen Fachkräften für den deutschen Arbeitsmarkt. Bevor sie 2014 die Leitung des Welcome Service Region Stuttgart (WSRS) übernahm, koordinierte die Politikwissenschaftlerin für die Stadt Stuttgart verschiedene Projekte zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse. Heute gibt sie ihr Wissen an die Betriebe der Region Stuttgart weiter und erlebt dabei regelmäßig, welche Fragen diese auf der Suche nach passenden internationalen Mitarbeitern umtreibt. Auch kleinere Unternehmen ermutigt sie ausdrücklich zum Praxistest und verweist auf die vielfältigen Unterstützungsangebote, die erste Schritte erleichtern.
Talente: Frau Dr. Andrei, besonders kleinere Arbeitgeber haben zunehmend Schwierigkeiten, auf dem deutschen Arbeitsmarkt passende Bewerber zu finden. Gleichzeitig schrecken sie davor zurück, internationale Arbeitskräfte zu rekrutieren. Was könnte die Unternehmen dazu motivieren?
Dr. Verena Andrei: Es gibt Wege, die auch für Kleinbetriebe mit relativ wenig Aufwand umsetzbar sind, denn viele ausländische Fachkräfte sind bereits in der Region. Um den Zugang zu diesen potenziellen Bewerbern im Inland zu ermöglichen, existiert eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten. Der internationale Personalservice der Bundesagentur für Arbeit und spezielle Förderprojekte helfen wiederum bei der Rekrutierung im Ausland. Ermutigen können aber auch die unzähligen Mittelständler und Kleinbetriebe, beispielsweise in der Baubranche, in denen verschiedene Nationalitäten schon seit Jahren erfolgreich zusammenarbeiten.
Welche Schritte würden Sie einem Betrieb empfehlen, der bisher noch keine Erfahrungen mit ausländischen Mitarbeitern hat?
Für die meisten geht es darum, mutig zu sein und den ersten Schritt zu wagen. Die Firmen könnten klein anfangen und an einer Jobmesse für ausländische Fachkräfte teilnehmen, die der Welcome Service mitorganisiert. Mit wenig Aufwand verbunden wäre es auch, offene Stellen ans Welcome Center Stuttgart zu schicken, um sie so für die dort Rat suchenden Fachkräfte zugänglich zu machen. In der Region laufen außerdem verschiedene Qualifizierungsprojekte für Ausländer – beispielsweise für Bauingenieure. Unter den Teilnehmern können ebenfalls geeignete Bewerber sein. Interessierte Unternehmen können an den Absolvententagen teilnehmen oder sich die Profile der Teilnehmer zuschicken lassen.
Eine Sorge der Firmen sind mangelnde Sprachkenntnisse der Ausländer.
Für die Absolventen der Qualifizierungsprojekte lässt sich das ausschließen, denn daran kann nur teilnehmen, wer schon recht gut Deutsch spricht. In Stellenanzeigen könnten gewünschte Sprachkenntnisse als grundlegende Anforderung formuliert werden und so bereits die Bewerbungen entsprechend gefiltert werden. Bei vielen Rekrutierungsprojekten sind Sprachkurse automatisch Teil der Qualifizierungen. Es gibt auch zahlreiche Angebote zum Deutschlernen für Ausländer, die ganz oder teilweise vom Bund bezahlt werden. Und Betriebe mit mehreren ausländischen Fachkräften machen oft gute Erfahrungen damit, Sprachkurse intern zu organisieren.
Sie haben sich lange mit der Anerkennung ausländischer Abschlüsse beschäftigt. Den Personalverantwortlichen fällt es oft schwer, die Qualifizierung ausländischer Bewerber richtig einzuschätzen.
Bei staatlich reglementierten Berufen wie Ärzten, Erziehern oder Lehrern ist eine formelle Anerkennung der ausländischen Abschlüsse zwingend erforderlich, damit sie ihren Beruf hier ausüben dürfen. Drittstaatsangehörige benötigen außerdem bereits bei der Antragstellung für ein nationales Visum zur Beschäftigung den Nachweis über die Gleichwertigkeit ihres Hochschulabschlusses beziehungsweise die Anerkennung des Berufsabschlusses. Um eine Qualifikation richtig einzuschätzen, kann eine Anerkennung des beruflichen Abschlusses grundsätzlich helfen. Um die Expertise eines Bewerbers richtig einschätzen zu können, reicht es oft aber auch aus, ihm beim Vorstellungsgespräch gezielte Fachfragen zu stellen und sich zum Beispiel seine Rolle in erwähnten Projekten genauer beschreiben zu lassen. In manchen Branchen ist es außerdem üblich, Arbeitsproben einzufordern.
Was ist notwendig, damit ausländische Mitarbeiter erfolgreich und langfristig in ein Unternehmen integriert werden?
Wichtig ist, dass sowohl die Geschäftsführung als auch die Mitarbeiter eines Unternehmens ausländischen Fachkräften gegenüber offen sind. Auch sollte man die Belegschaft von Anfang an mit einbinden und gemeinsam mit ihr überlegen, wie man den ausländischen Kollegen den Start in Deutschland erleichtern kann. Dazu gehören ganz praktische Fragen wie das passende Kantinenessen, verständliche Formulare oder die Berücksichtigung religiöser Feiertage. Bewährt hat sich zudem, den Neuankömmlingen einen Mentor an die Seite zu stellen, der sie gerade am Anfang intensiv unterstützt und ein spezielles Augenmerk auf die Kommunikation legt. Und bei allem dürfen wir nicht vergessen: Es sind Menschen, die zu uns kommen, die neben ihrem Beruf auch noch eine Familie und ein privates Umfeld haben.
@WRS_GmbH: Danke an die @ihk_stuttgart für den spannenden Tag auf der gestrigen Jobmesse.😊👍 https://t.co/DXcSeAPq7t
vor 19 Tagen@WRS_GmbH: Heute wird in der WRS über die Weiterentwicklung des Q. Guides gesprochen – die zentrale Anlaufstelle für… https://t.co/kbDOVv2OQ1
vor 20 Tagen@WRS_GmbH: Auftakt-Meeting für das EU-Förderprojekt #Greenpact! Neun europäische Projektpartner*innen haben sich heute bei uns… https://t.co/CLi00PClnt
vor 21 Tagen