Her mit den guten Ideen: „Es muss einfach sein, Vorschläge einzubringen“

Talente 3_2020 Titelgrafik / Grafik: WRS

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Ann-Cathrin Keller hat sich die Förderung von Innovationen auf die Fahnen geschrieben. Bei der Keller Lufttechnik GmbH in Kirchheim ist sie dafür zuständig, dass die Ideen sprudeln und daraus beispielsweise bessere Prozesse, innovative Produkte oder neue Geschäftsfelder entstehen. Bereits während ihres Studiums hat sie sich damit beschäftigt, wie mittelständische Firmen innovationsfähiger werden. Daraus ist ein Konzept entstanden, das alle Mitarbeiter in die Ideenfindung einbindet und auch an der Umsetzung von Innovationen beteiligt.

Keller Lufttechnik ist auf Absaugsysteme für die Industrie spezialisiert. Ursprünglich als Bauflaschnerei gegründet, beschäftigt der Familienbetrieb heute 400 Mitarbeiter und liefert seine Anlagen an Produktionsfirmen vielfältiger Branchen weltweit. Auch mobile Lösungen sind im Portfolio. Immer wieder wurde die Firmengeschichte durch gute Ideen der Eigentümer geprägt. Der erste Ideenfinder war der Sohn des Firmengründers, der erkannt hatte, dass Wasserrohre auch Luft transportieren können. In der Zwischenzeit sind Innovationen ein fester Teil des Erfolgsbilds von Keller.

Gesucht werden neue Ideen für saubere Luft

Die Leitvision umfasst drei Sätze, die die Unternehmensziele und -strategien bestimmen. „Unsere  Leidenschaft ist es, innovativer Technik für saubere Luft zu sorgen“ ist einer davon. Die Einführung eines Innovationsmanagements wird als konkretes Projekt daraus abgeleitet. Ann-Cathrin Keller sucht sich dafür den technischen Leiter, Ulrich Stolz, als Sparringspartner. Die beiden wollen einen möglichst einfachen Prozess implementieren. Weil ihnen gängige Ansätze wie Design Thinking nicht geeignet erscheinen, entwickeln sie ihr eigenes Konzept.

Ann-Cathrin Keller, Abteilungsleiterin Controlling und Kaufmännische Projektabwicklung, Keller Lufttechnik GmbH + Co. KG / Foto: Ann-Cathrin Keller

Ann-Cathrin Keller, Abteilungsleiterin Controlling und Kaufmännische Projektabwicklung, Keller Lufttechnik GmbH + Co. KG / Foto: Ann-Cathrin Keller

 

Für ein erfolgreiches Innovationsmanagement ist es wichtig, mehrere Impulsquellen aufzubauen. Dafür braucht es einen einfachen und gut strukturierten Prozess, der zur Unternehmenskultur passt, und mindestens eine Person, die das Thema mit Leidenschaft voranbringt.

Wichtigstes Ziel ist: alle Mitarbeiter kontinuierlich in die Ideenfindung einzubinden und dadurch zusätzlich das Wir-Gefühl im Unternehmen zu stärken. Um die Ideensuche thematisch einzugrenzen, entscheiden sie sich für die Vorgabe von konkreten Suchfeldern. Die Themen sollen jeweils mit der Geschäftsleitung und den Vertriebsexperten abgestimmt werden. Langfristig ist geplant, auch externe Impulsgeber wie Kunden oder Lieferanten einzubinden.

Aktive Einbindung der Mitarbeiter für erfolgreiche Ideen

Im Frühjahr 2018 starten sie ihre erste Kampagne – sie planen vier Wochen für die Ideenfindung ein. In einer Rundmail an alle Mitarbeiter stellen sich Ann-Cathrin Keller und Ulrich Stolz als die Gesichter des neuen Innovationsmanagements vor. Sie haben dafür den Namen „thinKLab“ entwickelt. Mit dem Schreiben laden sie außerdem die gesamte Belegschaft zu einem ersten bereichsübergreifenden Brainstorming zum Thema „Feinstaub“ ein. Die Mitarbeiter erfahren, dass sie ihre Ideen ganz unkompliziert an eine Mailadresse schicken oder persönlich bei Ann-Cathrin Keller einreichen können. Ein Schaubild beschreibt außerdem Schritt für Schritt den gesamten Innovationsprozess von der Idee bis zu einer möglichen Umsetzung.

Ulrich Stolz, Prokurist und Director of Technical Engineering, Keller Lufttechnik GmbH + Co. KG

Ulrich Stolz, Prokurist, Director of Technical Engineering, Keller Lufttechnik GmbH + Co. KG / Foto: Keller Lufttechnik GmbH + Co. KG

Im Prozess findet auch eine sogenannte Business Opportunity Analyse (BOA) statt, die die Ideen hinsichtlich ihrer Marktfähigkeit einschätzt. Vorschläge, die ein positives Votum bekommen, werden dem Steuerkreis Innovation vorgelegt, in dem beide Geschäftsführer sitzen. Dieses Gremium bewertet ihren Beitrag zu den Unternehmenszielen und schätzt die notwendigen Kapazitäten zur Umsetzung ein. Davon abhängig wird entschieden, aus welchen Ideen konkrete Innovationsprojekte angestoßen werden.

Innerhalb der festgelegten Frist werden 34 Ideen eingereicht – jeder einzelne Ideengeber bekommt ein umgehendes Feedback aus dem thinKLab-Team. Die Ideen kommen aus allen Abteilungen, auch Kollegen aus der Verwaltung oder dem Servicebereich reichen Vorschläge zur Feinstaub-Thematik ein. Sämtliche Ideen werden den Mitarbeitern vorgestellt. Ideengeber sind künftig an einer eigenen thinKLab-Tasse zu erkennen.

Interne Ideen werden durch externe Impulse ergänzt

Aus der Ideenkampagne zum Thema Feinstaub geht zum Beispiel die Produktidee für eine mobile Absaugwand für Feinstaub und Viren hervor. Inzwischen ist die sogenannte Ambi-Familie Teil des Keller-Portfolios und stößt in Corona- Zeiten auf große Resonanz. Ergänzend zur internen Ideenfindung macht das Unternehmen auch gute Erfahrungen damit, seine Innovationsprozesse nach außen zu öffnen. Unter anderem werden Forschungseinrichtungen miteinbezogen. Außerdem tauschen sich Ann-Cathrin Keller und Ulrich Stolz mit anderen Unternehmen aus, beispielsweise im Ideenkreis Schwaben oder der Zukunftsinitiative Ideenmanagement der WRS.

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