Ältere Beschäftigte – ein Gewinn fürs Unternehmen. Was das für die Personalarbeit bedeutet
01.02.2024„Talente“-Forum bei der WRS: 7 Stellhebel für Unternehmen, Ältere zu rekrutieren, zu binden und zu fördern
Wie gewinnt man ältere Mitarbeiter*innen fürs Unternehmen? Was ist beim Recruiting wichtig? Wie fördert und motiviert man sie? Und schließlich: Warum sind sie so wertvoll, auch wenn sie das Unternehmen längst verlassen haben und Rentner*innen sind? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des „Talente“-Forums bei der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart am 30. Januar 2024: „Ältere Beschäftigte im Fokus – neue Lösungsansätze zur Fachkräftesicherung”. Was sollten Personaler*innen also beachten? Und welche Ansatzpunkte gibt es für eine altersgerechte Personalpolitik?
Ältere Beschäftigte sind eine unterschätzte Personalressource. Wie aber überwindet man Stigmata und kann die passenden Rahmenbedingungen schaffen? Welche Ansatzpunkte bieten sich für eine altersgerechte Personalpolitik in kleinen und mittelständischen Firmen? Das „Talente“-Forum am 30. Januar 2024 vertiefte die Themen der Ausgabe 2 | 2023 des Magazins „Talente“ zum „Potenzial ältere Beschäftigte“.
Aktiv beteiligt und engagiert mitgewirkt
Alle Plätze der Veranstaltung im „Das Gutbrod“ bei der WRS in der Friedrichstraße in Stuttgart waren belegt. Das zeigt das große Interesse am Thema. Die Teilnehmenden nutzten die Gelegenheiten zum Austausch und Knüpfen von Kontakten in einer lockeren Atmosphäre. Auf Idea Walls konnten sie persönliche Ideen und Aspekte einbringen. Online-Umfragen live vor Ort ermöglichten es, die aktuelle Situation in den jeweiligen Organisationen der Teilnehmenden zu reflektieren auszuwerten. Empathy Maps dienten dazu, in kleinen Gruppen Ideen zu einer „Persona 50+“ zu sammeln und festzuhalten.
Bei seiner Begrüßung wies Michael Kaiser, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH, unter anderem darauf hin, dass in der Region in rund zehn Jahren rund 250.000 Fachkräfte fehlen werden, eine „demografische Zeitbombe“. Deshalb sei eine Haltung in Unternehmen wichtig, die Altern als Entwicklungsprozess versteht und sich auf die Kompetenzen der einzelnen Menschen konzentriert.
Wissenschaftliche Impulse, Studien und Hands-on-Workshop erweitern den Blick
Prof. Dr. Ulrike Fasbender vom Institut für Bildung, Arbeit und Gesellschaft der Universität Hohenheim, Fachgebiet Wirtschafts- und Organisationspsychologie, sprach in ihrer Keynote „To Share or Not to Share?! Wissenstransfer in einer alternden Gesellschaft“ über Wissensaustausch, Altersdiskriminierung und altersspezifische Personalentwicklungsmaßnahmen. Darüber hinaus gab sie praktische Handlungsempfehlungen und nannte die Stellschrauben für Unternehmen.
Motivation und Perspektiven von Beschäftigten vor dem Hintergrund des demografischen Wandels war Thema des Beitrags des ddn (Das Demographie Netzwerk e.V.). Berufliche Perspektiven aufzuzeigen, das ist für die Motivation der Beschäftigten in einem Unternehmen von zentraler Bedeutung. Aus einer Befragung im Auftrag des ddn ging hervor, dass es Menschen in allen Altersklassen an Zukunftschancen fehlt. Besonders pessimistisch schätzten dies ältere Jahrgänge über 50 ein. Kaum 60 Prozent der Befragten sieht noch Möglichkeiten für sich in der Zukunft. Um so wichtiger ist es für Unternehmen, sich auf alternde Mitarbeitende einzustellen, das Zusammenspiel zwischen jungen und älteren Mitarbeitenden zu managen und damit wettbewerbsfähig zu bleiben.
„Vom Onboarding zum Offboarding – Ansatzpunkte für eine altersgerechte Personalarbeit im Employee Lifecycle“ war Thema des Impulses und folgenden interaktiven Workshops mit Sylvia Hütte-Ritterbusch und Valeska Gerull von GOKA, einem Projekt der Neopera Business Consulting GmbH, Bremen. Sie beraten Unternehmen zu Ageing & Age Diversity. Sie diskutierten und erarbeiteten mit den Teilnehmenden Ansätze und Best Practices im Employee Lifecycle. Dies ist das zirkuläre HR-Konzept, hier mit Fokus auf Mitarbeitende 50+.
7 Stellhebel für Unternehmen – der Employee Lifecycle für Beschäftigte 50+
Der Employee Lifecycle mit seinen sieben Stationen bietet zahlreiche Ansätze und Beispiele für praktische Personalarbeit für die Generation 50+:
1. Attraction: Potenzielle Mitarbeitende auf das Unternehmen aufmerksam machen – Alterssensible Sprache, Fotos von altersgemischten Teams
2. Recruiting: Passende Kandidat*innen gewinnen – Altersgemischte Recruitingteams
3. Onboarding: Neue Beschäftigte in die Unternehmensabläufe einführen – Altersgemischtes Buddy-Programm
4. Development: Mitarbeitende fördern und entwickeln – Innovationscamps im Generationenmix
5. Retention: Arbeitskräfte motivieren und binden – Ü-50-Netzwerke
6. Exit: Gelingenden Übergang ins Rentenalter gestalten – Retirement-Seminar
7. Alumni: Beziehungen zu ehemaligen Mitarbeitenden pflegen – Boomerang Hiring
„Die Zugehörigkeit zu einer altersgemischten Gruppe am Arbeitsplatz erhöht die Motivation, sowohl älterer als auch jüngerer Kollegen, und verstärkt ihre Absicht, im Unternehmen zu bleiben.“ (Forbes, 2020, Journal of Applied Psychology) Ein Fazit aus der Betrachtung und den Diskussionen: Mit einer altersinklusiven Personalarbeit können Unternehmen also beste Voraussetzungen schaffen, um die Potenziale ihrer Belegschaft voll auszuschöpfen. So lässt sich der demografische Wandel bereichernd gestalten.
WRS-Artikel zum Thema Ältere Beschäftigte
Prädikat wertvoll: Ältere Beschäftigte sind eine unterschätzte Ressource Das Alter hat keinen guten Ruf. Noch immer glauben die meisten, dass unsere Leistungsfähigkeit im Laufe des Lebens kontinuierlich nachlässt.
Umdenken in Altersfragen: „Wir brauchen einen Paradigmenwechsel“ Bist du alt oder jung? Entscheide dich! Mit dieser Aufgabe begrüßt die Sonderausstellung „EY ALTER – Du kannst dich mal kennenlernen“ ihre Besucher im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart.
Wenn sich die Gesellschaft wandelt, müssen auch kleine Unternehmen darauf reagieren Demografieorientiertes Personalmanagement ist keine neue Geheimwaffe, sondern vielmehr die intelligente Anwendung bereits vorhandener Personalinstrumente auf die Herausforderungen durch den demografischen Wandel.
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