Umdenken in Altersfragen: „Wir brauchen einen Paradigmenwechsel“
Bist du alt oder jung? Entscheide dich! Mit dieser Aufgabe begrüßt die Sonderausstellung „EY ALTER – Du kannst dich mal kennenlernen“ ihre Besucher im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart. Damit wird gleich zu Beginn etwas Wichtiges klar: Alter ist auch Kopfsache. Abhängig von der Tagesform oder einem Gesamtgefühl startet man durch das Tor für „Alt“ oder für „Jung“ in einen interaktiven Parcours, der die Chancen des demografischen Wandels auf kreative Weise erlebbar macht. Die gängigen Stereotype über das Alter kommen dabei schnell ins Wanken.
Die Ausstellung ist der öffentliche Teil der Demografie-Initiative „YES – Young and Experienced together Successful“ von Mercedes-Benz Cars, mit der das Unternehmen einen internen Kulturwandel anstrebt und auch über Firmengrenzen hinweg neue Perspektiven auf das Alter erreichen will. Jedes Alter hat seine eigenen Potenziale. Mit dieser Grundhaltung setzt der Automobilhersteller auf eine Firmenkultur, die junge und ältere Mitarbeiter zusammenbringt, um auf der Basis ihrer vielfältigen Erfahrungen und Talente die besten Autos zu bauen.
Weil für den angestrebten Paradigmenwechsel Führung eine entscheidende Rolle spielt, besuchen alle Führungskräfte von Mercedes-Benz Cars die Ausstellung und begleitende Workshops. Dort lernen sie wissenschaftliche Fakten aus der Altersforschung kennen und können am eigenen Leib erleben, dass jeder sein Alter selbst in der Hand hat. Der Fahrzeugbauer will das Thema Alter als zentralen Faktor in seine Führungskräfteschulungen integrieren und damit eine alterspositive Führungskultur unterstützen. Was er sonst noch unternimmt, um den Kulturwandel voranzubringen, besprachen wir mit Sylvia Hütte-Ritterbusch, die als Projektleiterin von EY ALTER die Ausstellung mit ihrem Team mitentwickelt hat. Sie leitet das Strategische Resource Management am Standort Bremen und hat seit vielen Jahren Erfahrung mit Demografieprojekten.
WRS: Frau Hütte-Ritterbusch, eine Ausstellung zum Alter im Mercedes-Benz Museum liegt nicht unbedingt auf der Hand. Was hat Sie dazu motiviert?
Sylvia Hütte-Ritterbusch: Die Ausstellung entstand auf Initiative und nach Ideen von Mercedes-Benz in Zusammenarbeit mit der Jacobs University Bremen. Für das gesamte Unternehmen hat der demografische Wandel höchste Relevanz. Schon heute ist das Durchschnittsalter der Belegschaft an den Produktionsstandorten von Mercedes-Benz verhältnismäßig hoch. Deshalb ist es wichtig, unsere Schubladen „Jung“ und „Alt“ zu überdenken und den demografischen Wandel als Chance zu begreifen.
Mit EY ALTER setzen Sie interessante Impulse, die Ihre Führungskräfte und auch die Mitarbeiter zweifelsohne zum Nachdenken anregen. Für einen Kulturwandel braucht es jedoch mehr. Wie schaffen Sie es, die Erkenntnisse in den Alltag zu bringen?
Alter ist Einstellungssache – das führt uns die Ausstellung eindeutig vor Augen. In dieser Hinsicht legen wir bei den Besuchern eine wichtige Grundlage dafür, dass sie künftig anders über die Themen Alter und Altern denken und möglicherweise auch bereits anders damit umgehen. Das Feedback aus den begleitenden Workshops hat uns gezeigt: Wer die Mitmachstationen durchläuft, wird neugierig darauf, sich weiter mit Altersfragen zu beschäftigen. Unsere Führungskräfte beginnen damit, sich Gedanken zu machen, wie sie die gewonnenen Erkenntnisse in ihr Handeln integrieren und an ihre Mitarbeiter weitergeben können. Konkrete Praxismaßnahmen gehen wir dann mit dem sogenannten Demografie-Spiegel an – einem weiteren Baustein von YES.
Wie gehen Sie dabei vor?
Wir nutzen den Demografie-Spiegel als Mess- und Steuerungsinstrument, um transparent zu machen, wo unsere einzelnen Produktionsstandorte hinsichtlich demografierelevanter Projekte und Maßnahmen stehen. In einem standardisierten Prozess erheben wir den Ist- Zustand, definieren den Handlungsbedarf und verständigen uns gemeinsam mit den Fachbereichen auf gemeinsame Ziele. Darauf aufbauend werden dann notwendige Maßnahmen initiiert, die in regelmäßigen Check-Ups und einem abschließenden Review überprüft werden. Aktuell liegt der Schwerpunkt auf einem generationenübergreifenden Wissenstransfer und Ergonomiemaßnahmen. Unterstützt werden die Standorte durch unsere Demografie-Manager, die den Prozess begleiten.
Sie setzen auf das Miteinander von Jung und Alt. Führen altersgemischte Teams denn zwangsläufig zu besseren Leistungen?
Alt und Jung zusammen ergeben oft einen Mehrwert, aber eben nicht in allen Fällen. Ob es tatsächlich gelingt, hängt unter anderem von den Aufgaben und den Rahmenbedingungen im Team ab. Alt oder jung zu sein, gibt ja noch keinen Aufschluss über die Fähigkeiten eines Menschen. Es kommt darauf an, dass die Teams hinsichtlich der vielfältigen Talente und Potenziale ihrer Mitglieder gut zusammenarbeiten und das Gruppenklima insgesamt stimmt.
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vor 1 Tag