Chancen für Karriere und Familie durch vollzeitnahe Teilzeit
Der klassische Acht-Stunden-Job ist heutzutage nur noch selten anzutreffen. In der modernen Arbeitswelt existiert eine Vielzahl von flexiblen Arbeitszeitmodellen, mit denen Unternehmen die Beschäftigung ihrer Mitarbeiter organisieren. An Bedeutung gewinnt das Konzept der vollzeitnahen Teilzeit, bei der die Arbeitszeit auf höchstens 75 Prozent verkürzt wird, beispielsweise im Rahmen einer Vier-Tage-Woche oder von verkürzten Tagesarbeitszeiten.
»Unter dem Blickwinkel der Fachkräftesicherung sind Modelle zur vollzeitnahen Teilzeit ein wichtiges Instrument.«
Dies ist insbesondere für Führungskräfte und hoch qualifizierte Fachkräfte interessant, die verantwortungsvolle Aufgaben zu bewältigen haben und gleichzeitig mehr Zeit für private Angelegenheiten benötigen. Die Gründe, warum auch immer mehr Beschäftigte mit Personal- oder Projektverantwortung ihre Arbeitszeit reduzieren wollen, sind vielfältig: Neben der Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen sind gesundheitliche Aspekte, die Entscheidung für eine berufsbegleitende Weiterbildung oder der Wunsch nach mehr Selbstverwirklichung dafür maßgeblich.
Vollzeitnahe Teilzeit kann Arbeitszeitreserven von Teilzeitbeschäftigten erschließen
Auch unter dem Blickwinkel der Fachkräftesicherung sind Modelle zur vollzeitnahen Teilzeit ein wichtiges Instrument. Sie dienen dazu, Arbeitszeitreserven von Mitarbeitern auszuschöpfen, die bisher deutlich weniger als 75 Prozent arbeiten. Im Fokus stehen hier vor allem die Potenziale von zahlreichen gut qualifizierten Frauen, die einen Teilzeitvertrag haben. 2013 war fast jede zweite Frau (45 Prozent) in Baden-Württemberg in einem Teilzeitverhältnis beschäftigt. In der Region Stuttgart war die Quote nur wenig geringer. Viele dieser weiblichen Fachkräfte würden gerne deutlich mehr arbeiten, wenn es entsprechende Teilzeitangebote mit höherem Stundenvolumen und passenden Rahmenbedingungen gäbe. Ihre Arbeitszeitreserven verfügbar zu machen, wird zukünftig vor allem für Branchen mit einem drohenden Fachkräftemangel an Bedeutung gewinnen.
Online-Befragung zu Teilzeitangeboten regionaler Arbeitgeber
Inwieweit das Konzept der vollzeitnahen Teilzeit im Alltag der Unternehmen in der Region Stuttgart tatsächlich eine Rolle spielt, sollte unter anderem eine von der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) finanzierte Online-Befragung klären. Sie war vom „Forum für Chancengleichheit im Erwerbsleben“ angeregt worden, um ein grundsätzliches Stimmungsbild zur Teilzeitpraxis in der Region zu gewinnen. Mit der Durchführung der Erhebung wurde das an der Universität Bamberg angesiedelte Bamberger Centrum für Empirische Studien (BACES) beauftragt. Gestreut wurde die Befragung über die Verteiler und Newsletter der Forumsmitglieder und den Talente-Verteiler. Insgesamt haben sich 151 Arbeitgeber aus allen Branchen der Region beteiligt – mit rund 37 Prozent war der Dienstleistungssektor am stärksten vertreten. Vom Kleinbetrieb bis zum Weltkonzern haben Firmen aller Größenklassen an der Befragung teilgenommen, der Schwerpunkt lag bei Betrieben bis zu 250 Beschäftigten.
Flexible Teilzeitangebote sollen gute Mitarbeiter im Unternehmen halten
Die Wichtigkeit von Teilzeitangeboten wurde grundsätzlich von allen teilnehmenden Betrieben bestätigt. Für die Mehrheit sind flexible Arbeitszeitmodelle ein zentrales Instrument, um eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu gewährleisten. Rund 81 Prozent der Befragten erhoffen sich dadurch, ihre Beschäftigten enger ans Unternehmen zu binden. Bemerkenswert ist außerdem, dass knapp drei Viertel der Firmen damit auf konkrete Nachfragen ihrer Beschäftigten reagieren. Für die Mitarbeiter scheint es also tatsächlich eine große Bedeutung zu haben, bei Bedarf ihre Arbeitszeiten flexibel an veränderte Lebensbedingungen anpassen zu können. Zwei Drittel der befragten Betriebe gehen folgerichtig davon aus, dass flexible Teilzeitangebote auch ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern. Eine Mehrheit der Firmen sieht im Angebot von Teilzeit ferner einen Beitrag zur Deckung des Personalbedarfs, flexibleren Betriebszeiten und einer besseren Auslastung der betrieblichen Ressourcen. Insgesamt gesehen waren diese Motive jedoch weniger wichtig.
Zu wenige Jobangebote mit mehr als 30 Wochenstunden
Welche Teilzeitmodelle in den Betrieben vorherrschen und wer davon Gebrauch macht, wurde ebenfalls nachgefragt: Beschäftigungsverhältnisse unter 15 Wochenstunden sind in der Region sehr selten und fast ausschließlich Frauen vorbehalten. Modelle mit mehr als 30 Wochenstunden bieten ebenfalls nur wenige der befragten Unternehmen an – diese nutzen interessanterweise mehr Männer als Frauen. Der Wunsch nach einer besseren Vereinbarkeit von beruflichen und privaten Anforderungen scheint also auch für männliche Beschäftigte immer wichtiger zu werden. Die vollzeitnahe Teilzeit spielt bei den regionalen Arbeitgebern offensichtlich noch eine untergeordnete Rolle. Die Mehrheit der Teilzeitverträge liegt vielmehr zwischen 15 und 30 Stunden. Insgesamt betrachtet ist Teilzeit nach wie vor eine Domäne der Frauen. Bemerkenswert ist jedoch, dass bei knapp 40 Prozent der befragten Firmen die Stundenumfänge der Frauen in den letzten Jahren zugenommen haben. Dies bestätigt die These, dass bei den Frauen in Teilzeit Ressourcen brach liegen, die durch bedarfsgerechte Teilzeitangebote und familienfreundlichere Rahmenbedingungen erschlossen werden könnten.
Mittelständler punkten durch besonders individuelle Rahmenbedingungen
Trotz vielfältiger Motive bieten die regionalen Arbeitgeber reduzierte und familienfreundliche Arbeitszeiten in erster Linie an, um dadurch gute Mitarbeiter langfristig zu binden und die Personalgewinnung zu erleichtern. Durch besonders individuelle und flexible Rahmenbedingungen erhoffen sich die Mittelständler entscheidende Pluspunkte, um ihre besten Kräfte auch bei einer Veränderung der privaten Rahmenbedingungen im Betrieb zu halten. Die Möglichkeit, sich dadurch zusätzliche Arbeitszeitressourcen zu erschließen, wird von den Verantwortlichen zwar gesehen, spielt aber bei den Motiven für Teilzeitangebote eine eher nachrangige Rolle.
@WRS_GmbH: Danke an die @ihk_stuttgart für den spannenden Tag auf der gestrigen Jobmesse.😊👍 https://t.co/DXcSeAPq7t
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vor 14 Tagen