Gemeinsame Verantwortung für die Zukunft der Region

22.12.2025

Vorstellung der neuen Charta 2.0 – „Im Strukturwandel auf Zukunftskompetenzen und Mentalität setzen“ bei der Jahresabschlussveranstaltung des Weiterbildungsverbunds Region Stuttgart

Zum Abschluss des Jahres 2026 kamen die Partner des Weiterbildungsverbunds Region Stuttgart (WBV) sowie Politikerinnen und Politiker aus Bund und der Region Stuttgart am 10. Dezember 2025 im „Gutbrod“, der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart zusammen. Gemeinsam zogen sie Bilanz, eröffneten Perspektiven für 2026 und demonstrierten, wie der WBV den Wandel aktiv gestaltet. Die wichtigste Grundlage dafür: die Charta 2.0. „Im Strukturwandel auf Zukunftskompetenzen und Mentalität setzen!“ Das „Selbstverständnisdokument“ des WBV, das in einer gegenüber 2022 überarbeiteten Version vorliegt, wurde vorgestellt und von den Unterzeichnenden von allen Seiten bekräftigt. Katja Mast, Erste Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, ordnete den WBV und die Charta 2.0 aus Sicht des Bundes als „Goldstandard“ ein und tauschte sich mit dem Publikum zu Weiterbildung, Förderung und Fachkräftesicherung aus.

In seiner Begrüßung machte Michael Kaiser, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart und Gastgeber des Nachmittags, deutlich, dass diese Veranstaltung weit mehr sei als ein formeller Jahresabschluss. Sie sei ein Bekenntnis dazu, den tiefgreifenden Strukturwandel in der Region aktiv zu gestalten.

Die Region Stuttgart befinde sich seit Jahren in einem umfassenden Transformationsprozess, in dem mehrere Entwicklungen gleichzeitig und mit hoher Dynamik wirkten: Demografischer Wandel, Digitalisierung, Dekarbonisierung und internationalen Verschiebungen. Genau hier setze der Weiterbildungsverbund an: mit dem Anspruch, Zukunft nicht nur zu begleiten, sondern gemeinsam zu gestalten. Der Verbund sei geschaffen worden, um organisationsübergreifend zusammenzuarbeiten und praxisnahe Unterstützung anzubieten – sichtbar unter anderem im Q-Guide und in den Live-Formaten, die den persönlichen Austausch fördern und insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen einen niedrigschwelligen Zugang ermöglichen. Ein ausdrücklicher Dank galt der regionalen Politik für die Bereitstellung regionaler Mittel, die es ermöglichten, den Weiterbildungsverbund zu verstetigen und weiterzuentwickeln. Ebenso würdigte Herr Kaiser das Engagement der Partnerinnen und Partner, die maßgeblich an der strategischen Ausrichtung mitgewirkt haben. Der gemeinsame Wille, die Wettbewerbsfähigkeit der Region Stuttgart zu stärken, sei dabei klar spürbar.

Der Jahresabschluss bot zugleich Anlass, Bilanz zu ziehen: Dr. Sabine Stützle-Leinmüller, Leiterin des Geschäftsbereichs Fachkräfte und der WBV-Koordinierungsstelle bei der WRS, betonte, dass 2025 ein Jahr der Konsolidierung und Weiterentwicklung gewesen sei. Der Weiterbildungsverbund habe sich von einem Projekt zu einem arbeitsfähigen, verlässlichen Netzwerk entwickelt, das konkrete Lösungsangebote schafft. Die Verbundarbeit – zwischen zentralen und dezentralen Akteuren – habe an Dynamik gewonnen, Abstimmungswege seien kürzer und Angebote transparenter geworden. Mit Blick nach vorn hob sie drei Schwerpunkte der Verbundsarbeit in 2026 hervor, die auch in der Charta 2.0 manifestiert sind: Die kontinuierliche Weiterentwicklung der digitalen Q-Guide-Plattform, die Fortführung von Live-Formaten sowie der weitere Ausbau der Zusammenarbeit zwischen den Partnern.

Begrüßung

Die Charta 2.0: Weiterbildung als Schlüssel zur Zukunftssicherung

Im Anschluss stellte der der Staatssekretär a.D. und Regionalbeauftragte für Qualifizierung und Weiterbildung Peter Hofelich die inhaltlichen Leitlinien der Charta 2.0 vor. Sie versteht sich als gemeinsame Positionierung der 15 Partner des Weiterbildungsverbunds – passgenau für die besonderen Anforderungen der Region Stuttgart. Hofelich blickte dabei auch zurück auf die Anfänge der Zusammenarbeit im Jahr 2022: Schon damals habe Einigkeit darüber bestanden, dass Weiterbildung ein zentraler Hebel für die Zukunftsfähigkeit der Region ist. Seither hätten die Herausforderungen jedoch stark zugenommen – insbesondere in der Industrie. Die Charta 2.0 trägt diesem Wandel Rechnung. Unter der neuen Leitidee, im Strukturwandel gezielt auf Qualifizierung zu setzen, formuliert sie auf sechs Seiten fünf zentrale Kapitel. Ausgangspunkt ist die Motivation: In einer Zeit tiefgreifender Umbrüche brauche es ein klares und gemeinsames Bekenntnis zur Weiterbildung, um sich im internationalen Wettbewerb zu differenzieren.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf antizipierender Weiterbildung. In den vergangenen drei Jahren seit der Erstellung der Charta 1.0 sei immer klarer geworden, dass die Transformation keine Option, sondern ein Muss ist. Die 15 Partner haben ihre Angebote deshalb stärker gebündelt und online zur Verfügung gestellt. Darunter sind mehrere Studien, um Qualifikationsbedarfe frühzeitig zu erkennen, die Online-Weiterbildungsplattform „mein NOW“ der Agentur für Arbeit, ein Mentorenprogramm und ein Tarifvertrag zur Qualifizierung in der Metall- und Elektroindustrie.

Im Kapitel „Lessons Learned“ wird deutlich, wie stark Themen wie Digitalisierung, Dekarbonisierung und Internationalisierung die Qualifikationsanforderungen verändern. Diese Entwicklungen erfordern eine noch stärkere Vernetzung aller relevanten Akteure – von Hochschulen bis zu Weiterbildungsträgern – sowie einen gezielten Fokus auf kleine und mittlere Unternehmen, für die passende Zugänge zur Weiterbildung geschaffen werden müssen.

Ein zentrales Anliegen der Charta 2.0 ist die Digitalisierung der Weiterbildung. Menschen lernen unterschiedlich und haben unterschiedliche Zugänge – Weiterbildung als Dienstleistung der Zukunft muss diesem Anspruch gerecht werden und eröffnet zugleich Potenziale über die Region hinaus. Dabei setzt der Verbund auf Austausch von mehreren Ebenen: Beschäftigung innerhalb der Unternehmen halten (‚intra‘), Arbeitskräftebedarfe zwischen Unternehmen transferieren (‚inter‘) und Transfer-Qualifizierung zwischen Beschäftigten unterschiedlicher Branchen ausbauen (‚inter+‘). Neben „Future Skills“ rückt damit auch das kontinuierliche „Future Skilling“ in den Fokus.

Abschließend betonte Peter Hofelich die Bedeutung der Region Stuttgart als Industriestandort. Die industrielle Stärke, insbesondere in der Elektromechanik, müsse weiterentwickelt werden, ohne ihre Identität zu verlieren. Der Weiterbildungsverbund wolle diesen Weg aktiv unterstützen – gemeinsam, verlässlich und mit einem klaren strategischen Rahmen.

Die Charta 2.0 kann in ihrer vollständigen Fassung unter https://q-guide.region-stuttgart.de/wissen/122/die-charta-20-des-weiterbildungsverbundes-region-stuttgart-im-strukturwandel-auf-zukunftskompetenzen nachgelesen werden.

Vorstellung Charta 2.0

Gemeinsames Bekenntnis zur Charta 2.0

Im Anschluss lud Peter Hofelich Vertreterinnen und Vertreter der Partnerorganisationen ein, auf die Bühne zu treten und ihre Perspektiven auf den Weiterbildungsverbund und die Charta 2.0 zu teilen. In ihren Statements machten sie deutlich, welche Bedeutung das Bekenntnispapier für die Region, für Unternehmen und Beschäftigte sowie für die aktive Gestaltung des Strukturwandels hat – und welches gemeinsame Verantwortungsverständnis die Zusammenarbeit im Verbund prägt.

Michael Kaiser, WRS,erklärte, dass man mit der Jahresabschlussveranstaltung desWeiterbildungsverbunds Region Stuttgart und der Unterzeichnung der Charta 2.0 ein klares Signal setze. Er betonte, die Region übernehme Verantwortung für ihre wirtschaftliche und soziale Zukunft. Weiterbildung sei ein zentraler Hebel regionaler Struktur- und Beschäftigungspolitik. Der Weiterbildungsverbund und der Q-Guide seien heute fest verankerte, regional getragene Instrumente, die insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen Orientierung und Handlungssicherheit im Wandel geben. Entscheidend sei das klare Commitment von Wirtschaft, Sozialpartnern, Politik und Verwaltung, diesen Weg gemeinsam und dauerhaft zu gehen. Nur so bleibe die Region Stuttgart ein Standort, der Transformation nicht verwalte, sondern aktiv gestalte.

Gunnar Schwab, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stuttgart, sagte, man habe sich zwei Jahre intensiv mit der Charta 2.0 beschäftigt, nicht nur mit dem Papier, sondern vor allem mit der Umsetzung. Genau das sei die Qualität des Verbunds: Aus der gemeinsamen Arbeit entstünden konkrete Aktivitäten, die konsequent auf die Zukunft ausgerichtet seien. Aus Sicht der Bundesagentur für Arbeit habe Weiterbildung einen sehr hohen Stellenwert. Allein in Stuttgart und Böblingen investiere man jährlich einen hohen zweistelligen Millionenbetrag in Qualifizierung, ein großer Teil davon in die Beschäftigtenqualifizierung. Weiterbildung sei für sie der entscheidende Schlüssel, um den Strukturwandel erfolgreich zu gestalten – deshalb seien sie Teil des Weiterbildungsverbunds und stünden voll hinter der Charta 2.0.

Peter Friedrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart, wies darauf hin, dass sich der Strukturwandel sehr konkret im betrieblichen Alltag zeige. Im Kfz-Gewerbe etwa verändere sich die Wertschöpfung grundlegend: Mit der zunehmenden Verbreitung von Elektrofahrzeugen entfallen klassische Erlöse im After-Sales-Bereich, während neue Kompetenzen gefragt seien, etwa im Bereich Software oder Hochvolt-Technik. Wenn Beschäftigte hierfür nicht qualifiziert würden, verlören sie den Anschluss an jene Bereiche, in denen künftig Wertschöpfung entstehe. Digitalisierung, Dekarbonisierung und Internationalisierung wirkten dabei wie unter einem Brennglas zusammen. Hinzu komme der demografische Wandel: Einen großen Teil der ausscheidenden Beschäftigten werde man nicht ersetzen können. Umso wichtiger sei es, Produktivität durch Qualifizierung zu sichern. Weiterbildung sei deshalb kein einmaliger Schritt, sondern ein kontinuierlicher, berufsbegleitender Prozess. Dass dies gelinge, zeigten sowohl die Charta 2.0 als auch konkrete Beispiele aus dem Verbund, etwa das neue digitale Blended-Learning-Format für den Betriebswirt der Handwerkskammer Region Stuttgart, das neue Zugänge eröffne und berufsbegleitende Qualifizierung attraktiver mache.

Liane Papaioannou, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Stuttgart, erklärte, dass Qualifizierung einer der zentralen Erfolgsfaktoren sei, um die Transformation zu gestalten sowie Beschäftigungsfähigkeit und damit -sicherheit zu ermöglichen. Neben einer klaren Unternehmens- und Produktstrategie inklusive strategischer Personalplanung sowie qualifizierungsfreundlichen Rahmenbedingungen in den Betrieben brauche es insgesamt eine Kultur, die betriebliche Qualifizierung als erstrebenswert wertschätze. Qualifizierung müsse allen ermöglicht werden, und der Wert von Qualifizierung müsse allen bewusst sein – Arbeitgebern wie Beschäftigten. Genau hier setze der Weiterbildungsverbund mit seiner Charta an: 15 Partnerorganisationen hätten sich diesem gemeinsamen Ziel verschrieben, auch die IG Metall, um den Wohlstand, Beschäftigung und den wirtschaftlichen Erfolg der Region zu sichern und zu fördern.

Thorsten Würth, Referatsleiter Arbeitsmarktpolitik und Weiterbildung bei Südwest Metall, sagte, dass man sich seit 2015 sozialpartnerschaftlich für Beschäftigte ohne Berufsabschluss einsetze – eine Gruppe, die in der Branche groß sei und deren Anteil weiter wachse. Gerade bei jungen Erwachsenen über 25 sehe man einen besorgniserregenden Trend. Hier müsse man ansetzen. Das Ziel sei, Mittel der Bundesagentur für Arbeit konsequent für Qualifizierung zu nutzen und damit auch einen Rückfluss der Beitragsmittel zu ermöglichen. Mit diesem Fokus unterstütze man die Charta 2.0. Baden-Württemberg sei dabei früh vorangegangen: Bereits 2019 habe man gemeinsam mit der Agentur für Arbeit und dem Landeswirtschaftsministerium Qualifizierungsverbünde in Baden-Württemberg aufgebaut – ein Ansatz, der auch auf Bundesebene Aufmerksamkeit gefunden habe. Darauf aufbauend habe man mit dem Tarifvertrag Qualifizierung und der Agentur Q tragfähige Strukturen geschaffen, die Unternehmen konkret bei der Qualifizierungsberatung unterstützten und zahlreiche Projekte ermöglichten.

Weitere Statements von WBV-Partnern zur Charta 2.0 und ihrer Bedeutung für die Region Stuttgart und darüber hinaus finden Sie am Ende dieses Berichts.

Weiterbildung als „Goldstandard“ für Transformation und Demokratie

In ihrem Impulsvortrag ordnete Katja Mast die Bedeutung von Weiterbildung in einen größeren arbeitsmarkt-, sozial- und gesellschaftspolitischen Kontext ein. Sie betonte, wie außergewöhnlich und zugleich vorbildlich das Engagement des Weiterbildungsverbunds Region Stuttgart sei – gerade in einer Zeit großer ökonomischer Unsicherheiten und tiefgreifender Umbrüche. Weiterbildung sei längst mehr als ein ergänzendes Instrument: Sie sei der „Goldstandard“, unterstreicht die Abgeordnete aus Pforzheim, auch mit Blick auf nachhaltige Entwicklung und soziale Stabilität.

Besonderes Augenmerk legte Mast auf den Megatrend Künstliche Intelligenz. Die rasante Entwicklung – nur wenige Jahre nach dem Durchbruch von Anwendungen wie ChatGPT – werde in absehbarer Zeit alle Arbeitsplätze betreffen und eine Veränderungsdynamik entfalten, die über frühere industrielle Umbrüche hinausgehe. Umso wichtiger sei es, diesen Wandel sozialpartnerschaftlich zu gestalten und sowohl Unternehmen als auch Beschäftigte mitzunehmen. Gerade kleine und mittlere Unternehmen stünden dabei vor besonderen Herausforderungen, etwa bei der Freistellung von Mitarbeitenden oder im Umgang mit Ängsten gegenüber Weiterbildung. Dass der Weiterbildungsverbund hier Akteure zusammenbringe und gezielt in die Breite der regionalen Wirtschaft wirke, wertete Mast als großen Gewinn.

Mit Blick auf die Bundespolitik hob sie hervor, dass Weiterbildung eine zentrale Rolle im präventiven Sozialstaat einnehme: Ziel sei es, Arbeitslosigkeit frühzeitig zu vermeiden und Menschen nachhaltige Perspektiven zu eröffnen. Die Bundesregierung stelle hierfür erhebliche Mittel bereit und arbeite daran, Förderinstrumente weiterzuentwickeln. Zugleich mahnte Mast an, Weiterbildung in der sozialpolitischen Debatte noch stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Sie schaffe Sicherheit, nehme Ängste und sei damit auch ein wesentlicher Beitrag zur Stärkung von Demokratie und gesellschaftlichem Zusammenhalt.

Mast betonte zudem, dass Weiterbildung eingebettet sei in eine umfassendere Verantwortung der Bundesregierung für die wirtschaftliche Zukunft des Landes. Neben Qualifizierung setze die Regierung auf umfangreiche Investitionen, steuerliche Anreize und weitere arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, um Unternehmen und Beschäftigten Planungssicherheit zu geben. Zugleich plädierte sie für eine sachliche Debatte um das Bürgergeld: Ziel sei es, Menschen nachhaltig in Arbeit zu bringen und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Staatsmodernisierung, Bürokratieabbau, Digitalisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz seien dabei ebenso zentrale Aufgaben wie der Umgang mit dem demografisch bedingten Fachkräftemangel – auch im öffentlichen Sektor.

Ansprache Katja Mast

Im Dialog: Weiterbildung, Förderung und Fachkräftesicherung

In der anschließenden Diskussion stellte sich Katja Mast den Fragen des Publikums und ging gemeinsam mit den Teilnehmenden auf zentrale Herausforderungen der Weiterbildungs- und Arbeitsmarktpolitik ein. Durch Impulse aus dem Kreis des Weiterbildungsverbunds wurde deutlich, dass es künftig nicht allein um neue Instrumente geht, sondern vor allem um Überzeugungsarbeit und wirksame Umsetzung in der Praxis.

Peter Hofelich eröffnete die Diskussion mit der Frage, wie der Stellenwert betrieblicher Weiterbildung politisch weiter gestärkt werden könne – sowohl in der Breite als auch in der Spitze. Katja Mast betonte, dass Deutschland bei den Förderinstrumenten bereits ein hohes Niveau erreicht habe. Weiterbildung könne nur gelingen, wenn beide Seiten – Betriebe und Mitarbeitende – mitziehen. Persönliche Gespräche und der Einsatz von Multiplikatoren, etwa in regionalen Netzwerken und Weiterbildungsverbünden, seien dabei wirksame Mittel. Bildung müsse zudem früh als lebenslanger Prozess verstanden werden – auch bereits in der Schule.

Aus dem Publikum wurde der Ruf nach konkreten, passgenauen Weiterbildungsangeboten laut. Dr. Stefan Baron, Geschäftsführer der AgenturQ, hob hervor, dass Weiterbildung stärker vernetzt und inklusiv gedacht werden müsse – etwa im Zusammenspiel von Familie und Beruf oder mit Blick auf Menschen mit geringen Grundkompetenzen. Mast unterstrich, dass die große Mehrheit grundsätzlich bereit sei, sich weiterzubilden. Entscheidend sei jedoch, den Nutzen klar zu vermitteln und Angebote so zu gestalten, dass sie zur jeweiligen Lebensrealität passen. Auch informelle Weiterbildung spiele dabei eine zunehmend wichtige Rolle.

Eine weitere Frage von Dr. Sabine Stützle-Leinmüller richtete sich auf die Zukunft des Lernens, etwa im Umgang mit selbstorganisiertem Lernen und Künstlicher Intelligenz. Dabei wurde deutlich, dass Unternehmen hierfür geeignete Rahmenbedingungen schaffen müssen. Mast verwies auf laufende Abstimmungen zwischen Arbeits-, Wirtschafts- und Bildungsministerien, insbesondere zur Anerkennung und Zertifizierung informell erworbener Kompetenzen – ein Thema von hoher Relevanz für den deutschen Arbeitsmarkt.

Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion, den Michael Kaiser einbrachte, war die Anerkennung von Qualifikationen, insbesondere von ausländischen Fachkräften. Mast skizzierte die Pläne der Bundesregierung zur Beschleunigung und Digitalisierung von Visa- und Anerkennungsverfahren, unter anderem im Rahmen der geplanten „Work-and-Stay“-Agentur. Ziel sei es, Prozesse effizienter zu gestalten und dem steigenden Fachkräftebedarf wirksam zu begegnen. Einig war man sich darin, dass Digitalisierung nur dann sinnvoll ist, wenn sie mit einer echten Vereinfachung und Beschleunigung der Abläufe einhergeht.

Die Diskussion machte deutlich: Weiterbildung, Qualifizierung und Fachkräftesicherung sind eng miteinander verknüpft und erfordern gemeinsames Handeln von Politik, Wirtschaft, Sozialpartnern und Regionen. Der offene Austausch zeigte zugleich, wie wichtig Dialogformate wie diese für das gemeinsame Lernen und Weiterentwickeln tragfähiger Lösungen sind.

Ein Blick nach vorn

Die Jahresabschlussveranstaltung des Weiterbildungsverbunds Region Stuttgart setzte ein starkes Zeichen für Zusammenarbeit, Innovation und zukunftsorientierte Weiterbildung. Sie zeigte, wie der Verbund mit der Charta 2.0 als strategischem Rahmen konkrete Impulse für Unternehmen und Beschäftigte setzt und den Wandel in der Region aktiv begleitet. In Gesprächen, Impulsen und Statements wurde spürbar, dass die Partnerinnen und Partner bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam an langfristigen Lösungen für die Herausforderungen von heute und morgen zu arbeiten.

Diese Einstellung wird durch weitere Perspektiven von WBV-Partnern und ihrer Einordnung der Charta 2.0 ersichtlich und greifbar:

Michael Kaiser, WRS

„Mit der Jahresabschlussveranstaltung des Weiterbildungsverbunds Region Stuttgart und der Unterzeichnung der Charta 2.0 setzen wir ein klares Signal: Die Region übernimmt Verantwortung für ihre wirtschaftliche und soziale Zukunft. Weiterbildung ist ein zentraler Hebel regionaler Struktur- und Beschäftigungspolitik. Der Weiterbildungsverbund und der Q-Guide sind heute fest verankerte, regional getragene Instrumente, die insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen Orientierung und Handlungssicherheit im Wandel geben. Entscheidend ist das klare Commitment von Wirtschaft, Sozialpartnern, Politik und Verwaltung, diesen Weg gemeinsam und dauerhaft zu gehen. Nur so bleibt die Region Stuttgart ein Standort, der Transformation nicht verwaltet, sondern aktiv gestaltet.“

Liane Papaioannou, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Stuttgart für die IG Metall Region Stuttgart

„Qualifizierung ist einer der zentralen Erfolgsfaktoren, um die Transformation zu gestalten sowie Beschäftigungsfähigkeit und damit -sicherheit zu ermöglichen. Neben einer klaren Unternehmens- und Produktstrategie inklusive strategischer Personalplanung sowie qualifizierungsfreundlichen Rahmenbedingungen in den Betrieben, braucht es insgesamt eine Kultur, die (betriebliche) Qualifizierung als erstrebenswert wertschätzt: Qualifizierung muss allen ermöglicht werden. Und, der Wert von Qualifizierung muss allen bewusst sein – Arbeitgebern, wie Beschäftigten. Und genau hier setzt der Weiterbildungsverbund mit seiner Charta an: 15 Partnerorganisationen haben sich diesem gemeinsamen Ziel verschrieben – auch wir als IG Metall –, um den Wohlstand, Beschäftigung und den wirtschaftlichen Erfolg der Region zu sichern und zu fördern.“

Robert Bosch GmbH

„Die Charta 2.0 ist ein gemeinsames Bekenntnis, den Strukturwandel in der Region Stuttgart aktiv zu gestalten und die damit verbundenen Herausforderungen entschlossen anzugehen. Bosch ist überzeugt, dass technologischer Fortschritt und die Qualifizierung der Menschen Hand in Hand gehen müssen, um die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts zu sichern. Wir engagieren uns im Weiterbildungsverbund, um durch vernetzte, zukunftsorientierte Bildungsangebote die Beschäftigungsfähigkeit in der gesamten Region zu stärken und den Wandel aktiv zu gestalten.“

Dr. Claus Hoffmann, Geschäftsführer ZD.BB GmbH

„Die Region Stuttgart steht im Zentrum eines tiefgreifenden Strukturwandels, der maßgeblich durch Digitalisierung und KI vorangetrieben wird und entscheidend über die zukünftige wirtschaftliche Stärke unseres Landes bestimmt. Weiterbildung, Re- und Upskilling sind dabei keine freiwilligen Zusatzleistungen, sondern eine strategische Notwendigkeit, um Innovationskraft, Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Mit der Charta 2.0 wird ein wichtiges politisches Signal gesetzt: Transformation gelingt nur, wenn wir Zukunftskompetenzen breit verankern und insbesondere den Mittelstand auf diesem Weg unterstützen. Als ZD.BB GmbH sind wir aktiver Partner dieser Agenda in den Bereichen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz. Wir arbeiten daran, die Region als führenden Wirtschafts-, Technologie- und Innovationsstandort konsequent und erfolgreich weiterzuentwickeln.“

Angelika Stockinger, Netzwerkkoordinatorin Offensive Mittelstand BW

„Die Offensive Mittelstand sieht in der Charta 2.0 einen wichtigen Impuls, um die Selbstverantwortung und Zukunftsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen zu stärken. Die Charta unterstreicht, wie entscheidend systematische Weiterbildung, gute Arbeitsgestaltung und eine vorausschauende Kompetenzentwicklung für den langfristigen Unternehmenserfolg sind. Sie fördert genau jene nachhaltigen Strukturen, die Betriebe befähigen, Transformation aktiv zu gestalten, statt nur auf sie zu reagieren. Deshalb unterstützen wir die Charta 2.0 als gemeinsamen Rahmen, der Orientierung gibt und den Mittelstand in seiner kontinuierlichen Verbesserung wirksam voranbringt.“

AKAD University

„Der Q-Guide bildet für die AKAD University als digitale Fernhochschule eine wichtige Plattform, die Themen der Weiterbildung und Qualifizierung auch regional aktiv mitzugestalten. Den Unternehmen und Ihren Mitarbeitenden Orientierung und Beratung angesichts der Herausforderungen der anstehenden Transformation zu bieten, ist ein wichtiger Beitrag zur Standortförderung. Die Vernetzung in und durch den Q-Guide, sei es online oder vor allem auch im direkten Live-Austausch, bietet viele Möglichkeiten für den persönlichen Austausch. So entstehen Räume für neue Ideen und Impulse, wie die Qualifizierung der Mitarbeitenden erfolgreich umgesetzt werden kann.“

Gruppenbild

Fotos: Leif Piechowski