Arbeitskräfte im Gesundheitsbereich sind oft besonders hohen Belastungen ausgesetzt. Das GPR Gesundheits- und Pflegezentrum Rüsselsheim hat deshalb spezifische Angebote entwickelt, um seine Beschäftigten für ihren Arbeitsalltag zu stärken. Seit 2015 werden unter anderem alle leitenden Mitarbeiter darin geschult, mit ihren persönlichen Ressourcen besser umzugehen, und durch vorbildliches Verhalten und gute Führung die Resilienz der gesamten Belegschaft zu fördern.
Die Rüsselsheimer Einrichtung besteht aus dem GPR Klinikum, der Seniorenresidenz »Haus am Ostpark« und einem ambulanten Pflegeteam. Zur GPR Gruppe gehören außerdem ein medizinisches Versorgungszentrum sowie die GPR Service GmbH, die beispielsweise Reinigungsleistungen bereitstellt. Insgesamt arbeiten in dem Zentrum knapp 1800 Menschen im Dienste der Gesundheit. Mit einer umfassenden betrieblichen Gesundheitsförderung will die GPR-Geschäftsleitung dazu beitragen, dass diese ihre Arbeit gut und motiviert bewältigen können und dabei auch selbst gesund bleiben.
Gesunde Arbeitskultur als Magnet für qualifizierte Beschäftigte
Die BGM-Verantwortliche Petra Oswald wurde dazu direkt dem Geschäftsführer Achim Neyer unterstellt. Sie kümmert sich ausschließlich um wichtige soziale Fragen und die Gesundheit der Belegschaft. Als Beauftragte der Geschäftsführung stimmt sie zudem die strategische Weiterentwicklung der Gesundheitsförderung regelmäßig im Lenkungsausschuss Gesundheit mit dem Betriebsrat, dem Betriebsarzt und der Fachkraft für Arbeitssicherheit ab. Dadurch will das GPR als „Magnetklinik“ auch für neue Fachkräfte noch attraktiver werden.
2014 weisen Rückmeldungen aus einer Mitarbeiterbefragung darauf hin, dass die Führungs- und Arbeitskultur in manchen Teams als Stressfaktor wahrgenommen wird. Gleichzeitig sind die Fehlzeiten relativ hoch. Die Verantwortlichen beschließen deshalb, spezielle Maßnahmen zur Stärkung der psychischen Gesundheit anzubieten. Zielgruppe sind zunächst die Führungskräfte. Sie sollen systematisch darin unterstützt werden, mit eigenen Belastungen besser umzugehen und gleichzeitig Instrumente an die Hand bekommen, um die Resilienz ihrer Mitarbeiter zu fördern.
In unserer VUCA-Welt hat der Druck auf die Beschäftigten aller Branchen enorm zugenommen. Situationen wie die aktuelle Corona-Krise wirken als zusätzliche Brandbeschleuniger. Oft sind gerade die Führungskräfte besonders belastet, gleichzeitig haben diese wiederum selbst sehr großen Einfluss auf eine gesunde Unternehmenskultur.
Resilienzförderung als Chefsache
Als gelernte Krankenschwester und langjährige Pflegedienstleiterin weiß Petra Oswald aus eigener Erfahrung, wie herausfordernd die Arbeit in ihrer Branche sein kann. Sie beschließt, die Resilienztrainerin Katharina Maehrlein in die Umsetzung einzubinden. „Wir waren uns von Beginn an darin einig, dass Selbstwirksamkeit und Selbstverantwortung Schlüsselfaktoren für die psychische Widerstandskraft sind“, betont sie. Ein wichtiges Ziel ist deshalb, die Führungskräfte zur Selbstreflexion anzuregen und ihnen dadurch auch ihre Rolle als Vorbilder bewusst zu machen. Gleichzeitig sollen ihnen Ideen vermittelt werden, wie sie mit sich und ihren Mitarbeitern achtsamer umgehen können.
Die beiden Gesundheitsexpertinnen rechnen damit, dass eine Schulung zur psychischen Belastungsfähigkeit und Resilienz auf Vorurteile und Widerstände trifft. Sie verzichten deshalb auf diese Begriffe und nennen das Seminar „Gesund führen“. In der Beschreibung weisen sie zudem darauf hin, dass die Inhalte auch im Privatleben nützlich sind. Um die Wichtigkeit zu verdeutlichen und möglichst schnell die gesamte Führungsebene zu involvieren, legen sie das Angebot als Pflichtveranstaltung an. Der Geschäftsführer lädt jede Führungskraft mit einem persönlichen Brief zur Schulung ein und macht so unmissverständlich klar, wie bedeutsam das Thema für ihn ist.
Katharina Maehrlein stellt einen umfangreichen Resilienztest an den Beginn ihres ganztägigen Workshops. „Auf diese Weise gewinnen die Führungskräfte schnell einen Überblick, welche Aspekte zur psychischen Widerstandsfähigkeit beitragen“, erläutert sie. Gleichzeitig wird deutlich, bei welchen Themen sie besonders gut aufgestellt sind und wo es Entwicklungsbedarf gibt. Die knapp 80 Teilnehmer bekommen außerdem Hilfestellung, wie sie sich und ihre Mitarbeiter in den verschiedenen Punkten weiterentwickeln können. Um den Transfer in ihren Arbeitsalltag zu unterstützen, definieren sie ein individuelles Handlungsziel, mit dem sie nach dem Seminar weiterarbeiten werden. Bei Bedarf können sie dazu auch Einzelcoaching in Anspruch nehmen.
Um die Resilienz zu fördern, ist es wichtig, herauszuarbeiten, was im Einflussbereich der Führungskräfte liegt. Sie müssen erkennen, dass sie mit bewusstem Handeln sehr viel für sich selbst tun und gleichzeitig maßgeblich zur Leistungs- und Belastungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter beitragen können.
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