An der Universität Stuttgart hat das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) seit Langem einen hohen Stellenwert. Bereits im zehnten Jahr bietet die Hochschule ihren 5300 Beschäftigten vielfältige Aktivitäten an, um sie zu gesundheitsbewusstem Verhalten zu motivieren. Seit einiger Zeit gehören auch Maßnahmen zur Stärkung der inneren Widerstandsfähigkeit dazu. Unter anderem soll Achtsamkeitstraining den Mitarbeitern dabei helfen, psychischen Belastungen am Arbeitsplatz besser zu begegnen und ihre Resilienz zu fördern.
Pauline Vogel ist seit 2012 für die Gesundheitsthemen der Hochschule verantwortlich. Seit letztem Jahr gehört sie gemeinsam mit einer Kollegin zur neu eingerichteten Stabsstelle „Betriebliches Gesundheitsmanagement und Arbeitsmedizinischer Dienst“. Seither berichtet sie direkt an den Kanzler der Universität und schätzt die bessere Sichtbarkeit ihres Themas und die kurzen Wege zur obersten Entscheidungsebene. Der Personal- und Finanzchef sieht die Gesundheitsförderung als wichtigen Teil der Hochschulkultur an. Ausgewählte Themen werden deshalb auch direkt von ihm kommuniziert. Beispielsweise während der Corona-Krise, als er alle Beschäftigten persönlich zur Teilnahme an einer täglichen Bewegungschallenge motiviert.
Ganzheitliche Gesundheitsförderung mit Auszeichnung
Die Gesundheitsförderung der Stuttgarter Universität beinhaltet feste Angebote, wie beispielsweise Wiedereingliederungsgespräche oder die Mitarbeiter-, Führungskräfte- und Teamberatung (MFT), über die die Beschäftigten sich in Krisen oder Konflikten durch externe Experten unterstützen lassen können. Dazu kommen jährliche Schwerpunktthemen, zu denen ganze Maßnahmenpakete geschnürt werden, und eine Vielfalt an Präventivangeboten, die auch neue Trends und Methoden aufgreifen. Das Programm wurde 2018 zum zweiten Mal mit dem Corporate Health Award prämiert.
Seit einiger Zeit bietet die Hochschule auch spezielle Angebote zur mentalen Fitness an. Pauline Vogel weiß aus vielen Einzel- und Teamberatungen, dass die psychische Belastungsfähigkeit unter anderem bei Konflikten und Krisen eine zentrale Rolle spielt. Zusätzlich motiviert durch ihre persönliche Erfahrung, gibt die Gesundheitsmanagerin 2018 „Achtsamkeit am Arbeitsplatz“ als Themenschwerpunkt vor und plant ein Konzept mit mehreren Bausteinen dazu. Zum Auftaktvortrag einer externen Expertin, die in das Thema Achtsamkeit einführt, werden zunächst die Beschäftigten der Universitätsverwaltung eingeladen.
Achtsamkeit wirkt wie ein Fitnessstudio auf den Geist und hilft den Beschäftigten, ihre Resilienz zu trainieren. Indem sie sich ihre positiven Ressourcen bewusst machen und diese gezielt einsetzen, können die Mitarbeiter*innen sich beispielsweise besser konzentrieren und auch mit Konflikten und Herausforderungen im Arbeitsalltag besser umgehen. Davon profitieren wir als Arbeitgeber, vor allem ist Achtsamkeit aber insgesamt sehr förderlich für die eigene Gesundheit.
Außerdem stellen die Vertreter des Hochschulsports und der internen Fort- und Weiterbildung Maßnahmen aus ihren Programmen vor, die bereits Aspekte der Achtsamkeit beinhalten. Der nächste Schritt besteht in einem Präsenztraining über zehn Wochen, in dem 18 Teilnehmer jede Woche eine Stunde lang Achtsamkeitspraktiken einüben. Dieses Angebot ist in kurzer Zeit ausgebucht. Pauline Vogel entscheidet sich deshalb, einen virtuellen Achtsamkeitskurs zum Selbststudium anzubieten, der die Vorteile der Methode für die gesamte Belegschaft der Verwaltung zugänglich macht.
Virtuelles Training zur Achtsamkeit setzt auf Selbstverantwortung der Beschäftigten
Gemeinsam mit der externen Trainerin konzipiert sie ein Onlineangebot, das interessierten Beschäftigten einmal wöchentlich über zehn Wochen hinweg per E-Mail die wichtigsten Achtsamkeitsmethoden vorstellt. Mit passenden Audiodateien werden diese zusätzlich zu praktischen Meditations-, Körperwahrnehmungs- und Bewusstseinsübungen motiviert. Fast 900 Beschäftigte tragen sich bereits in den ersten drei Durchgängen für das Angebot ein. Die Kursteilnehmer können ganz flexibel entscheiden, wann sie die Methoden trainieren. Um die Achtsamkeitspraxis nachhaltig im Arbeitsalltag zu verankern, gibt es anschließend monatliche Impulse per E-Mail, teilweise ergänzt um Links zu passenden Youtube-Videos.
Mit der Unterstützung des Kanzlers entwickeln Pauline Vogel und ihre Kollegin das Angebot an gesundheitsfördernden Maßnahmen systematisch weiter und haben 2019 damit begonnen, die strategische Ausrichtung ihres Themas grundsätzlich auf den Prüfstand zu stellen. Der Strategieprozess wird von einer Krankenkasse begleitet und finanziell gefördert. „Durch die Kooperation mit der Kasse konnten wir beispielsweise eine externe Prozessberaterin beauftragen, deren Außensicht und vielfältige Branchenerfahrung sehr hilfreich sind“, betont die Gesundheitsmanagerin.
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