Menschliche Kreativität wird mehr denn je zu einer der wichtigsten Ressourcen für den wirtschaftlichen Erfolg. Schon die gegenwärtig stattfindende Transformation erfordert von vielen Unternehmen tiefgreifende Veränderungen. Sie müssen ihre Prozesse und Produkte anpassen, neue Geschäftsmodelle entwickeln und sich zusätzliche Märkte erschließen. Unerwartete Krisen, wie die aktuelle Corona-Pandemie, sorgen dafür, dass der Innovationsdruck zusätzlich steigt. Es braucht kreative Ideen und neue Lösungsansätze, um sich für die Zukunft zu wappnen. Und diese lassen sich nicht in exklusiven Managementzirkeln oder Expertenrunden finden. Notwendig ist vielmehr ein durchdachtes und gut strukturiertes Ideenmanagement, das die Mitarbeiter mit ins Boot holt und das kreative Potenzial der gesamten Belegschaft systematisch erschließt.
Mitarbeiter sind die besten Unternehmensberater, wenn es um die Optimierung von Produkten und Prozessen sowie künftige Markterfolge geht. Niemand kennt Märkte, Kunden und individuelle Rahmenbedingungen vor Ort besser als sie. Die meisten Beschäftigten wollen sich auch sehr gerne in die Entwicklung ihrer Firmen einbringen. Laut der Ideenmanagement-Studie 2018 von HLP Informationsmanagement und der FOM Hochschule für Ökonomie und Management in Stuttgart ist ihre Motivation dafür in mittelständischen und kleineren Firmen besonders hoch. Dort reichen sie mit 2,5 Ideen pro Mitarbeiter im Jahresschnitt deutlich mehr Vorschläge ein als ihre Kollegen in Großbetrieben, die nur auf einen Wert von 0,3 kommen. Für Mittelständler könnte es sich deshalb besonders lohnen, über ein gutes Ideenmanagement nachzudenken.
Ideenmanagement ist mehr als BVW und KVP
Was damit gemeint ist, wird in der Praxis unterschiedlich ausgelegt. Viele Firmen setzen den Begriff mit ihrem Betrieblichen Vorschlagswesen (BVW) gleich, bei dem die Beschäftigten freiwillig und kontinuierlich Verbesserungsvorschläge zu jedwedem Thema einreichen können. Andere wiederum meinen damit einen Kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP), bei dem ein bestimmter Mitarbeiterkreis angehalten ist, mit kleinen, stetigen Verbesserungen konkrete Bereiche wie die Produkt-, Prozess oder Servicequalität zu optimieren. Ein modernes, zukunftsgerichtetes Ideenmanagement reicht jedoch über beide Konzepte hinaus. Es will die Belegschaft in eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Unternehmens einbinden und dafür Erfahrung, Wissen und Kreativität aller Mitarbeiter nutzen.
Ein strukturierter Prozess und die Einbindung aller Mitarbeiter sind wichtig
Ziel ist es, möglichst viele Ideen zu gewinnen, die anschließend zu Verbesserungen oder Innovationen – zum Beispiel neuen Produkten oder Dienstleistungen – führen und somit zum Erfolg der Organisation beitragen. Mit einem strukturierten und geführten Prozess soll die Kreativität der Menschen dazu auf wichtige Kernthemen fokussiert werden. Das kann in gemeinsamen Workshops oder mit gezielten Ideenkampagnen realisiert werden. Im Rahmen solcher Kampagnen werden die Mitarbeiter aktiv eingeladen, zu einem klar umrissenen Thema Lösungsansätze zu formulieren und einzureichen. Dafür wird ihnen ein fester Zeitrahmen vorgegeben. Thematische Suchfelder, also konkrete Problembeschreibungen, können sich zum Beispiel auf die Optimierung von Produkten und Prozessen beziehen oder auf neue Produktideen oder Geschäftsfelder ausgerichtet sein.
Für den Erfolg des Ideenmanagements ist es jedenfalls wichtig, seinen Sinn und Nutzen zu kommunizieren und den Prozess gut zu erklären. Das kann beispielsweise durch eine Videobotschaft oder eine Firmenrundmail der Verantwortlichen erfolgen. Der Weg von der Idee bis zu ihrer möglichen Umsetzung muss für alle transparent und nachvollziehbar sein. Vorschläge sollten zudem unkompliziert eingebracht werden können. Und die Mitarbeiter wollen irgendwann wissen, was aus ihren Ideen geworden ist und im besten Falle an der Umsetzung mitarbeiten.
Es braucht ein klares Bekenntnis der Führung
Damit sich möglichst viele Mitarbeiter mit kreativen Vorschlägen einbringen, braucht es eine innovationsfördernde Firmenkultur und geeignete Rahmenbedingungen. Wichtig ist, dass die gesamte Führungsebene das Ideenmanagement unterstützt. Dazu gehört auch die passende Denkhaltung. Die Geschäftsführung sollte ausdrücklich kommunizieren, dass die Vorschläge der Mitarbeiter gewünscht sind und wirklich jede Idee zählt. Ob ein solches Bekenntnis wirklich ernst gemeint ist, zeigt sich dann tatsächlich im direkten Umgang der Vorgesetzten mit ihren Mitarbeitern. Denn diese sind dafür zuständig, das Ideenmanagement in den Arbeitsalltag zu integrieren.
In einer gelebten Innovationskultur geben die Führungskräfte Verantwortung ab und sorgen für kreative Freiräume, in denen die Mitarbeiter Ideen entwickeln und austauschen können. Führung und Mitarbeiter verstehen sich dabei als Team, in dem jeder eine wichtige Rolle spielt und bestmöglich zur Lösungsfindung beiträgt. Mancher muss sich dazu allerdings von dem Glaubenssatz verabschieden, dass bestimmte Aufgaben und Probleme ausschließlich von der Leitungsebene gemeistert werden können. Die Führungskräfte sollten ihre Beschäftigten stattdessen immer wieder aktiv dazu ermutigen, sich
einzubringen und alle Ideen wertschätzend kommentieren – auch wenn diese möglicherweise nicht weiterverfolgt werden können. Denn Kreativität entsteht immer dann, wenn Mitarbeiter Zutrauen spüren, Fehler machen dürfen und gezielt gefördert werden.
Vielfältige Teams haben bessere Ideen
Hier kommen auch die Personalabteilungen ins Spiel, die mit klugen Strategien und passenden Maßnahmen die Entwicklung einer kreativen Arbeitskultur unterstützen können. Beispielsweise indem sie die Vermittlung von Kreativitätstechniken fördern und das Ideenmanagement auch in die Personalentwicklung integrieren. Mit der Rekrutierung der richtigen Mitarbeiter leisten sie ebenfalls einen wichtigen Beitrag. Denn Studien belegen, dass Gruppen, in denen Personen mit vielfältigen Erfahrungshintergründen zusammenarbeiten, besonders kreativ und ideenreich sind.
Mit den richtigen Rahmenbedingungen kann letztendlich jeder Mitarbeiter zum Ideenmanager werden. Wer sich mit seinen Ideen ernst genommen fühlt, wird in einer dafür passenden Kultur automatisch Verantwortung dafür übernehmen. Unabhängig davon ist es trotzdem empfehlenswert, eine zentrale Ansprechperson für das Ideenmanagement zu benennen, die das Thema grundsätzlich vorantreibt, Kampagnen entwickelt und die Umsetzung der Ideen organisiert. Im Idealfall steht sie auch in regelmäßigem Austausch mit der Geschäftsleitung und kann so unter anderem dafür sorgen, dass die Themenschwerpunkte von Kampagnen mit den Strategien und Zielen des Unternehmens verzahnt werden.
Ideenmanagement ist Zukunftsmanagement
Ein gutes Ideenmanagement sollte dazu beitragen, aktuelle Probleme zu lösen und gleichzeitig den Blick auch immer auf die Zukunft zu lenken. Das ist gerade dann besonders wichtig, wenn in Transformationsprozessen und Krisen Ängste und Lethargie um sich greifen oder kein Stein mehr auf dem anderen bleibt. Wer sich mit neuen Ideen und kreativen Lösungsmöglichkeiten beschäftigt, konzentriert seine Energie automatisch auf die Dinge, die sich beeinflussen und gestalten lassen. So entstehen Motivation und Zuversicht für die Zukunft und es werden gleichzeitig wichtige Voraussetzungen geschaffen, um nach einer schwierigen Lage wieder auf die Erfolgsspur zu kommen.
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