Als Sondermaschinenbauer ist es Jürgen Holz gewohnt, sich ständig auf neue Anforderungen seiner Kunden einzustellen. Der Ingenieur ist Geschäftsführer der Holz automation in Backnang. Um sich auf die Smart Industry vorzubereiten, hat er jetzt auch in seinem eigenen Betrieb tief greifende Veränderungen angestoßen und die Zusammenarbeit neu organisiert. In sich selbst steuernden Teams sollen künftig jeder seiner 70 Mitarbeiter und die 11 Auszubildenden aktiv mitgestalten, wohin sich das Unternehmen entwickelt.
Maschinen sind nicht nur das Geschäft von Jürgen Holz, sondern auch seine große Leidenschaft. Wenn der technikbegeisterte Unternehmer darüber spricht, wie rasant sich Rechnerleistungen, Datenmengen und die Fähigkeiten von Robotern zukünftig verändern werden, mischen sich Respekt vor dem Wandel mit der Lust, dabei maßgeblich mitzumischen. Das Spezialgebiet von Holz ist die Automatisierung – Maschinen, die untereinander kommunizieren sind heute bereits Standard. Künftig werden sich ganze Fabriken selbst organisieren. Der Firmenchef ist sicher: „Als einzelner Mensch lässt sich die wachsende Komplexität schon bald nicht mehr beherrschen.“ Er setzt deshalb auf die Intelligenz des Schwarms und will seine Belegschaft bei allen wichtigen Weichenstellungen mit ins Boot holen. „Vom IQ zum WeQ“ bringt er seine Vision auf den Punkt.
Von der klassischen Pyramide zur flexiblen Organisation
„Den wachsenden Herausforderungen unserer Branche werden wir nur gerecht, wenn wir gemeinsam nach Lösungen suchen – in interdisziplinären Teams, die sich selbstgesteuert organisieren und weiterentwickeln. Denn die Intelligenz einer Gruppe ist weit höher als die des Einzelnen. Um langfristig herausragende Ergebnisse zu erzielen, müssen wir deshalb diese Teamkompetenz im ganzen Unternehmen zu etablieren. Durch den intensiveren Austausch untereinander werden sich auch die einzelnen Mitarbeiter schneller entwickeln als bisher.“
Erste Schritte hat er bereits gemacht: Die Firmenstruktur lässt sich heute als Organigramm- Rad visualisieren, dessen stabile Achse die Unternehmenswerte bilden. Drum herum sind flexible, untereinander eng vernetzte Organisationseinheiten entstanden, die sich an den Kernprozessen Vertrieb, Projektleitung, Technologie, Einkauf, Fertigung und Montage orientieren. Auftragsabhängig bilden sich daraus flexible Projektteams, in denen Mitarbeiter in immer wieder neuen Konstellationen zusammenarbeiten. Um zwischen Konstruktion, Elektroplanung und IT übliche Reibungsverluste zu verhindern, werden diese von einem verantwortlichen Mitarbeiter in einer neu gegründeten Technologie-Abteilung gemeinsam gesteuert. Wichtige Entscheidungen trifft Jürgen Holz demokratisch in einem sogenannten Kernteam, zu dem seine Frau Stephanie und fünf weitere Mitarbeiter gehören. Das alles soll dazu dienen, effizienter zu werden, Entwicklungen aus den Teams heraus anzustoßen und die fachlichen Ressourcen der Einzelnen bestmöglich zu nutzen.
„Um zukünftig wettbewerbsfähig zu bleiben, reicht das aber nicht aus“, ist Holz sicher. Langfristig will er seinen Betrieb als „Team of Teams“ organisieren, in dem jeder einzelne Mitarbeiter erkennt, wo es Veränderungsbedarf gibt und seinen speziellen Blickwinkel in die Unternehmensentwicklung einbringt. Um seine Belegschaft dahingehend zu befähigen, informiert er sie alle zwei Monate ausführlich, beispielsweise über neue Aufträge, die Finanzen oder anstehende Entscheidungen. Gleichzeitig hat er einen umfangreichen Teaming-Prozess gestartet, der die Kooperations- und Veränderungskompetenz der Mitarbeiter fördert. Er besteht aus fünf aufeinander aufbauenden Workshops, die alle Teams durchlaufen. Hier lernen die überwiegend technisch ausgebildeten Fachleute nicht nur, wie unterschiedliche Persönlichkeitstypen noch professioneller zusammenarbeiten können. Ziel ist, sich entwickelnde, agile Teams zu schaffen, die das Silodenken verlassen haben, gemeinsam lernen und die Probleme dort lösen, wo sie auftauchen.
„Wir haben uns umfassend Gedanken darüber gemacht, wie sich optimale Räumlichkeiten gestalten lassen, die zu uns passen. Die älteren Betriebs-gebäude und ein Neubau verbinden heute traditionelle Substanz mit modernem Design und stehen damit symbolisch für die Philosophie des Unternehmens. Mit künftigen Erweiterungen wollen wir vor allem Zonen schaffen, in denen sich die Mitarbeiter noch besser untereinander abstimmen, aber auch gemeinsam kochen und feiern können.“
Enge Beziehungen und visionäre Ideen sind Eckpfeiler der Firmenkultur
Auf der persönlichen Ebene haben die Beziehungen untereinander bei Holz schon immer sehr gut funktioniert. Dass die positive und familiäre Atmosphäre weiterhin eine prägende Rolle spielen wird, dafür sorgt neben den Mitarbeitern Stephanie Holz. Die Frau des Geschäftsführers kümmert sich darum, dass das Miteinander klappt und sich die Beschäftigten im Unternehmen wohlfühlen. Auch der fachliche Austausch soll in der Zukunft noch enger und flexibler werden – und zwar selbst dann, wenn das Unternehmen weiter wächst.
Mehr zu HOLZ?
In der Krise die Zukunft gestalten: Gemeinsam haben wir dafür die besten Ideen