Um gesuchte Fachkräfte für die Region Stuttgart zu gewinnen, kümmert sich das Dual Career Center Region Stuttgart (DCCRS) auch um die berufliche Karriere der jeweiligen Lebensgefährten. Mit den Coaches Birgit Steinhardt und Anna Bronner sprachen wir über die Bedeutung von Dual Career und welche Themen für die Lebenspartner eine Rolle spielen.
WRS: Frau Bronner, Frau Steinhardt, ist der Dual-Career-Ansatz bei Unternehmen in den kleineren und mittelständischen Unternehmen in der Region und deren Bewerbern überhaupt ein Thema?
Birgit Steinhardt: Beim Mittelstand ist Dual Career noch nicht wirklich angekommen, viele kleinere Betriebe können mit dem Begriff wenig oder auch gar nichts anfangen. Bisher sind es vor allem die Hochschulen und global agierende Konzerne, die bei ihren Rekrutierungsbestrebungen auch Dual-Career-Services miteinbeziehen. Da es jedoch immer mehr Paare gibt, bei denen beide Partner berufliche Karriere machen wollen, spielt das Thema auf der Bewerberseite eine zunehmend wichtige Rolle.
Anna Bronner: Bei den Bewerbern ist es auch entscheidend, woher sie kommen. Im angelsächsischen Raum und in den skandinavischen Ländern ist eine Dual-Career-Beratung häufig selbstverständlicher Bestandteil von Jobangeboten. Dementsprechend kommen Kandidaten aus diesen Ländern auch mit der Erwartung nach Deutschland, dass die berufliche Perspektive ihrer Partner durchaus Thema sein wird. Deutsche Paare sind in der Regel positiv überrascht, wenn bei berufsbedingten Umzügen von den potenziellen Arbeitgebern auch Unterstützung für die weitere Karriereplanung des mitziehenden Partners angeboten wird.
In welchen Situationen befinden sich die mitziehenden Lebenspartner üblicherweise? Mit welchen Themen kommen sie zu Ihnen in die Beratung?
AB: Nach wie vor sind es noch immer überwiegend die Frauen, die ihre Ehemänner oder Lebenspartner bei deren Stellenwechsel begleiten. Viele dieser Frauen haben in den zurückliegenden Jahren wegen der gemeinsamen Kinder nur Teilzeit gearbeitet oder kommen direkt aus der Elternzeit. Fast alle haben einen akademischen Abschluss. Es geht somit in vielen Fällen um klassische Fragen des Wiedereinstiegs– verbunden natürlich mit den Herausforderungen des neuen, unbekannten Umfelds. Sie wollen beispielsweise ihr Fachwissen aktualisieren und an die Anforderungen in Deutschland anpassen oder suchen eine Tätigkeit in Teilzeit oder mit besonders flexiblen Arbeitszeiten.
BS: Mit welchen Vorstellungen diese Frauen kommen, hängt auch stark davon ab, wie sie sozialisiert wurden. Ich hatte beispielsweise eine Französin in der Beratung, für die war es trotz mehrerer Kinder vollkommen selbstverständlich, nach den Geburten schnell wieder Vollzeit in den Beruf einzusteigen, wie in Frankreich üblich. Eine andere Klientin war Ärztin, die künftig eine Verwaltungstätigkeit anstrebte. Mit dem anstehenden Umzug wollte sie deshalb eine entsprechende berufliche Umorientierung verbinden. Wichtige Fragen der Coaches betreffen auch die Mentalität und Gepflogenheiten in deutschen Unternehmen.
In welchen Bereichen unterstützen Sie konkret?
AB: Bei der Erarbeitung eines Lebenslaufs ist es wichtig, die besonderen Anforderungen des deutschen Arbeitsmarkts zu verdeutlichen. Das gilt auch für das Verhalten und typische Fragen in künftigen Bewerbungsgesprächen. Ein wichtiger Punkt ist zudem, die Bedeutung der deutschen Sprache zu vermitteln. Generell geht es darum, den Such- und Bewerbungsprozess der Klienten zu strukturieren. Darüber hinaus besprechen wir auch, wie die Betroffenen ihr Kontaktnetz ausbauen und sich mit Personen in vergleichbaren Situationen besser vernetzen können.
Wie würden Sie den Nutzen eines Dual- Career-Services zusammenfassen?
AB: Dual-Career-Beratung ist oft das Zünglein an der Waage. Ist die berufliche Neuorientierung beispielsweise des Mannes mit einem Ortswechsel verbunden, dann ist die mögliche Perspektive der Frau am neuen Lebensmittelpunkt oft maßgeblich dafür, ob eine Stelle letztendlich zu- oder abgesagt wird.
BS: Wir erreichen mit unseren Angeboten zudem, dass die gewonnenen Arbeitskräfte auch langfristig im Unternehmen bleiben. Fühlt sich nämlich einer der beiden Lebenspartner nicht wohl, zieht es vor allem ausländische Paare nicht selten wieder zurück in ihr Heimatland.