Engineering-Dienstleistungen für Kunden aus der Automobil-, Medizin- und Automatisierungsbranche sind die Spezialität des Göppinger Steinbeis Transferzentrums Mikroelektronik (TZM). In der Technologieschmiede arbeiten rund 80 Ingenieure und Softwareexperten an zukunftsweisenden Lösungen für Elektronik, Software, Konstruktion sowie Mess- und Prüftechnik. TZM ist seit Jahren auf Wachstumskurs – die Personalleitern Sandra Welter ist daher fortlaufend damit beschäftigt, das Expertenteam weiter zu vergrößern. Bei ihrer Suche nach Ingenieuren trifft sie allerdings seit längerem auf einen völlig leergefegten Bewerbermarkt. Bereits 2012 hat die Personalverantwortliche deshalb damit begonnen, die begehrten Fachleute verstärkt im Ausland zu rekrutieren.
Hohe Rückläufe auf Anzeigen in Spanien
TZM pflegte damals schon gute Kontakte zu spanischen Hochschulen – das südeuropäische Land stand deshalb schnell im Fokus der Personalverantwortlichen. Sandra Welter nutzte die bestehenden Verbindungen und schaltete zusätzlich Anzeigen in spanischen Jobbörsen. Innerhalb kürzester Zeit bewarben sich rund 150 Spanier bei dem Göppinger Unternehmen. „Ich war sehr überrascht, wie viele gut qualifizierte Absolventen und auch erfahrene Ingenieure darunter waren“, erinnert sich die Personalchefin. Nach der Sichtung der Unterlagen wurden zunächst mit ca. 6 Bewerbern Telefoninterviews geführt. 6 Bewerber bekamen schließlich ein Flugticket in die Region Stuttgart bezahlt, um sich persönlich in Göppingen vorzustellen. Mit vier Bewerbern hat TZM im Herbst 2012 einen Arbeitsvertrag abgeschlossen.
Intern organisierter Unterricht löst Sprachproblem
Die Arbeit von Sandra Welter und ihrer Kollegin hatte damit jedoch erst richtig begonnen. Die spanischen Ingenieure sprachen kaum oder gar kein Deutsch, Sprachunterricht bekam somit höchste Priorität. Um möglichst schnelle Fortschritte zu erreichen, wurde die Sprachschulung betriebsintern organisiert. Vier Monate lang kam vormittags ein Sprachlehrer ins Unternehmen und paukte mit den Spaniern deutsche Vokabeln und Grammatik.
»Die multikulturellen Einflüsse haben positive Auswirkungen auf das gesamte Betriebsklima.«
Nachmittags wurden die neuen Teammitglieder dann Schritt für Schritt in erste Projekte eingebunden. Auch die Freundin eines Ingenieurs, die mit nach Göppingen gezogen war, nahm kostenlos am unternehmensinternen Deutschunterricht teil. Es war beeindruckend, wie schnell sich die ausländischen Fachkräfte auf Deutsch verständigen konnten. Weil der interne Sprachunterricht fast zwei Drittel der Probezeit belegte, war es nach den ersten sechs Monaten allerdings nicht leicht zu beurteilen, inwieweit die Südländer den Anforderungen im Arbeitsalltag auch tatsächlich gerecht werden konnten.
Gute Erfahrungen führten zu weiteren Einstellungen
„Wir haben trotzdem ausschließlich positive Erfahrungen gemacht“, betont Welter. Nachdem die Spanier lange Zeit vergeblich versucht hatten, in ihrer Heimat eine Beschäftigung zu finden, waren sie bei ihrem deutschen Arbeitgeber hochmotiviert. Auch mit den fachlichen Kenntnissen der Südeuropäer war und ist man beim Göppinger Unternehmen sehr zufrieden. Deshalb wurden in den drauffolgenden Monaten auch weitere ausländische Fachkräfte eingestellt. Darunter sind Technikexperten aus Chile, Bulgarien, dem Libanon, der Türkei und China sowie weitere Ingenieure aus Spanien. Aktuell haben rund 20 Prozent der Belegschaft des Engineering-Unternehmens Migrationshintergrund.
Internationale Belegschaft erleichtert Start für weitere Ausländer
Für Neuankömmlinge aus dem Ausland ist es zwischenzeitlich sehr viel leichter bei TZM Fuß zu fassen, weil sie von den erfahrenen Kollegen mit ausländischen Wurzeln profitieren. Auch die deutschen Mitarbeiter sorgen regelmäßig für einen guten Einstand der neuen Teammitglieder und organisieren Wochenendausflüge in die Region oder gemeinsame Kulturveranstaltungen. Sandra Welter und ihre Kollegin helfen bei Behördengängen, der Wohnungssuche und fördern gemeinsame sportliche Aktivitäten.
Multikultureller Austausch erhöht Zufriedenheit der gesamten Belegschaft
Die Personalverantwortliche beobachtet, dass das gesamte Betriebsklima von den multikulturellen Einflüssen in der Belegschaft profitiert: „Wenn die ausländischen Kollegen beispielsweise davon berichten, welche Probleme es in ihren Heimatländern gibt, lernen dadurch auch die deutschen Mitarbeiter neu zu schätzen, wie gut die Rahmenbedingungen in Deutschland und bei TZM sind“, berichtet sie. Sie ist regelmäßig bei den Teams zu Besuch, die direkt bei den Kunden vor Ort arbeiten. „Es ist für mich sehr motivierend zu sehen, mit wie viel Spaß beispielsweise ein Schwabe, zwei Spanier und ein Chinese zusammenarbeiten.“ Bei den Auftraggebern wirbt die Personalverantwortliche dafür, den ausländischen Fachkräften etwas Zeit zu geben, bis sie sich an den deutschen Arbeitsstil gewöhnt haben. Die guten Erfahrungen der vergangenen Jahre machen es ihr dabei allerdings leicht, auf die langfristigen Vorteile der multikulturellen Projektteams zu verweisen.